Armin Schanz Art

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Interview Rüya-Kulturmagazin 2006

 

Herr Schanz, Sie haben schon ungewöhnlich früh angefangen sich intensiv mit der Malerei auseinander zusetzen. Wovon haben Sie sich inspirieren lassen?

 

Von der Musik Marc Bolans, sie hat mich zur Malerei gebracht. Ich musste die Gefühle, die sie in mir weckte, darstellen.

 

 

Wann war für Sie klar, dass Sie Kunst, bzw. Kunstgeschichte studieren möchten?

 

Nachdem ich nicht mehr Cowboy werden wollte, also an einem sonnigen Tag während meiner Grundschulzeit.

 

 

Gibt es eine Epoche in der Kunstgeschichte, aus der Sie (vor allem in der Zeit ab 1984) Ihren eigenen Stil entwickeln konnten, die Sie inspiriert hat?

 

Nein. Ich war zuvor inspiriert von den Surrealisten, der Neuen Sachlichkeit und später dann vom Manierismus, Caravaggio mit seiner provozierenden Erotik, sein bezauberndes Licht und Schattenspiel, der starken Körperlichkeit, ja und besonders das Androgyne vieler seiner Figuren. Ab 1985 habe ich keine Inspirationen aus historischen Kunstquellen mehr gefunden nur noch aus mir selbst.

 

 

Hatten oder haben Sie ein bestimmtes Vorbild?

 

Marc Bolan faszinierte und fasziniert mich noch heute, diese geniale Poesie, seine Fähigkeit die Gefühle der ganzen Welt in einem einzigen Ton darzustellen. Wenn mir das mit meinen Farben gelingt, habe ich mein Ziel erreicht.

 

 

Sie haben Ihrer Art zu malen und sich innerhalb von Bildern auszudrücken damals den Überbegriff „Sensitivismus“ gegeben und auch ein eigenes Manifest darüber abgefasst. Können Sie eine kurze Definition darüber abgeben?

 

Der Sensitivismus ist die Revolution der Gedankengänge, meditative Ausgeburt einer Inspirationsschmwemme paroxysmal sensitiver Gedanken. Oder anders gesagt: Der Sesitivismus erscheint einer einsamen Weinbergschnecke befreiend wie das zerstreuende Summen einer Stubenfliege und einer Stubenfliege betörend wie der eigene Tod.

 

 

In wiefern arbeiten Sie heute, wo sich vor allem Ihre Technik geändert hat, noch danach?

 

Die Technik hat sich geändert , die Inspirationsfindung ist die gleiche geblieben.

 

 

Ich habe aus den Jahren 1985-1989 Zeitungsartikel von Ihnen lesen können. Darin findet sich immer wieder, dass Sie Ihre „sensitive Inspirationsfindung“ durch meditative Trancezustände ausgelöst von Musik, erlangen. Vor allem die musikalischen Werke Marc Bolans und Hawkwind befördern Sie in solche Zustände. Was löst diese Musik bei Ihnen aus, Ihre Arbeit betreffend natürlich?

 

Das kann man jetzt nicht mit gewöhnlichen Musikhören gleichsetzen, obwohl ich natürlich sehr gerne Musik höre, als Begleitmusik, zur Entspannung, immer und jederzeit. Bei der sensitiven Inspirationsfindung arbeite ich dahingehend mit meditativen Trancezuständen, transzendaler Meditation, ausgelöst durch ständiges Wiederholen bestimmter, je nach Stimmung und Meditationszustand wechselnder Musikfragmente, ein bestimmter Ton, eine Textzeile, ein bestimmter Gitarrenriff. Dies kann spontan ausgelöst werden und immer wiederkehren und ist den Zeiten in denen ich mich in gesteigerter Reizempfindlichkeit befinde sehr spontan und nicht steuerbar. Die transzendale Meditation ist allerdings nicht einfach zu beherrschen und birgt etliche Risiken in sich und man sollte sie nur nach eingehender Selbstfindung versuchen. Die Empfindungen dabei lassen sich mit der irdischen Sprache nicht beschreiben, sie materialisieren sich in reiner Poesie.

 

 

Die Betrachter Ihrer Kunst in den späten Achtzigern waren ja geteilter Meinung, was die Motive angeht, die Sie auswählten. Oftmals stiessen Ihre Gemälde auf totale Zuneigung dazu oder totaler Ablehnung. Ihre Art Gefühle und Erotik auszudrücken verfiel schnell dem Vorwurf einer sexistischen Ader. Mit der Darstellung von teilweise androgynen Akten und zweideutig erscheinenden Bildsujets kam der ein oder andere nicht so recht klar. Wie sehen Sie dies heute, wenn Sie in die Vergangenheit blicken?

 

Wenn man meine Bilder richtig betrachtet, und da gehört auch etwas Zeit dazu, ein kurzer Blick zur Urteilsfindung genügt da nicht, wird man sehen, dass meine Bilder gerade das Gegenteil von sexistisch sind. Ich schliesse mich hiermit dem Zitat des verstorbenen Politikers Herbert Wehner an, der einmal zu Journalisten sagte: „Das war Gestern schon Quatsch und das ist Heute noch quatscher!

 

Heute feiern Sie ein persönliches „Tabula rasa“, haben Sich wieder der Kunst hingegeben und dadurch eine Art zweite Chance genutzt. Haben Sie ein bestimmtes Ziel ins Auge gefasst, als Sie spürten, dass Sie sich wieder auf die mitteilende Kunst zu konzentrieren möchten?

 

Ich möchte möglichst viele Menschen mit meinen Bildern erreichen und wenn dann meine Bilder etwas in ihnen bewirken, Gefühle freisetzen, ist mein Ziel erreicht.

 

 

Erklären Sie etwas über die Technik, die Sie anwenden. Vor allem was die „Paintographien“ angeht, wie Sie jene Art der Bildgestaltung selbst bezeichnen?

 

Wichtig ist hierbei der Malgrund auf dem letztlich das Bild entsteht, ich setze mehrere Schichten von Objets trouvé übereinander, vermische sie miteinander und verfremde sie . Ich suche hierfür alles zusammen, was mir in der Inspirationsphase in die Hände fällt, alte Zeitschriften, Skizzen, Wäsche, besondere Stücke, die auf den Bildern getragen werden, das macht das Besondere dabei aus. Alles kehrt in sich wieder, findet eine neue Bedeutung. Das ist die Reinkarnation von Objets trouvé. Ich habe einmal irgendwo gelesen Marc Bolan sei der Salvador Dali des Rock `n Roll. Ich bin der Dalai Lama der Malerei.

 

 

Bei Ihrer Bildgestaltung nutzen Sie ja auch moderne Medien wie Maltableau, Scanner, Foto und Video?

Ja. Die unbegrenzten Möglichkeiten sind einfach faszinierend. Das Zusammenspiel der verschiedenen Medien, Fotografie, Video, Malerei, stellt eine grosse Bereicherung für meine Arbeit dar.

 

 

Auf welches Ihrer bisherigen Werke sind Sie besonders stolz, bzw. an welchem liegt Ihnen möglicherweise ausgesprochen viel? (Hat der Künstler eigene Favoriten?)

 

Auf keines...! Der künstlerische Schaffensprozess ist wie eine Ejakulation. Ein Bild entsteht zuerst als ein Funken der Inspiration, dann fügen sich langsam die Formen zueinander, plötzlich ist dann der Moment gekommen wo der Inspirationsgedanke ejakuliert. Hinterher ist es dann egal. Ich kann meist erst nach einigen Jahren meine Bilder wieder als neutraler Betrachter wahrnehmen und beurteilen ob sie mir gefallen oder nicht. Meistens gefallen sie mir.

 

                                 

Armin signiert 09 07
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